MURTALER ZEITZEUGEN



Zeitzeuge: Gerhard Conrad, St. Georgen ob Judenburg



Gerhard Conrad, geboren 1938:



Im Interview erzählt der Zeitzeuge Gerhard Conrad von seinen Erlebnissen und Erfahrungen, die eine eindrucksvolle Reise durch die Zeitgeschichte bieten. Gerhard wurde am 15. November 1938 im Schloss Pichlhofen, bei St. Georgen ob Judenburg geboren und nach seinem Taufpaten, einem hochgeschätzten Tiroler Adeligen und Kavallerie-Rittmeister, benannt. Diese Freundschaft zwischen seinem Vater und dem Rittmeister führte zu seiner Namensgebung.

Gerhard erinnert sich an seine frühe Kindheit während des Krieges, die er in St. Georgen ob Judenburg verbrachte. Obwohl er den Krieg nicht unmittelbar wahrnahm, merkte er das Fehlen seiner älteren Brüder, die beide gefallen sind. Sein Vater, ein schwer verwundeter Soldat, arbeitete nach seiner Rückkehr für die Nazis im Bezirkskommando in Judenburg. Dort setzte er sich für die Bauern ein, indem er sie vom Kriegsdienst zurückstellte, was ihm Dankbarkeit einbrachte.

Seine Schulzeit beschreibt Conrad als unbeschwert. Er und seine Freunde spielten oft Indianer, begleitet von ihrem klugen Schäferhund, der ohne spezielle Ausbildung alles ausführte, was man ihm auftrug. Conrad besuchte die Schule in St. Georgen, während einige seiner älteren Geschwister zu Hause unterrichtet wurden. Gerhard hatte insgesamt 5 Geschwister, 2 Brüder und 3 Schwestern , die älteste Schwester wanderte mit ihrem Mann nach dem Krieg nach Brasilien aus. Dort wurde sie zu einer sehr anerkannten Agrar-Wissenschafterin, mit der er ständig Kontakt pflegte und sich fachlich austauschte.

Conrad erzählt auch von der landwirtschaftlichen Arbeit seiner Familie in Pichlhofen. Bereits zu Kriegsbeginn wurde ein Traktor angeschafft, doch viele Arbeiten wurden noch mit Pferden und Ochsen verrichtet. Die Familie baute eine Vielzahl von Getreidesorten an und errichtete nach dem Krieg Silos für Futtermittel. Conrad folgte den Fußstapfen seiner ältesten Schwester und studierte Bodenkultur in Wien, was seine Leidenschaft für die Landwirtschaft weiter entfachte.

Nach dem Studium kehrte Conrad auf den elterlichen Hof zurück und begann, innovative Methoden in der Landwirtschaft anzuwenden. Er interessierte sich besonders für den biologischen Landbau und experimentierte mit Kompostierung, inspiriert von Alwin Seifer, einem Pionier der biologischen Landwirtschaft. Trotz anfänglicher Skepsis und Spott von Nachbarn war Conrad von der Effektivität der biologischen Methoden überzeugt. Die positiven Ergebnisse ermutigten ihn, diesen Weg fortzusetzen. Er zählt schließlich zu einem der ersten Bauern unter dem Titel Demeter Österreich.

Abschließend reflektiert Conrad über seine tiefe Verbundenheit mit St. Georgen ob Judenburg. Er betont die Verantwortung und Pflege, die er dem Hof und der Gemeinde entgegenbrachte, was seine starke Bindung zu diesem Ort ausmachte. Sein Engagement für die Landwirtschaft und die Gemeinde unterstreicht seine Hingabe und die nachhaltigen Erfolge, die er durch den biologischen Landbau erzielte.



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